Scott Ly feiert sein Schauspieldebüt als charmanter Reiseführer in dieser herzerwärmenden Liebeskomödie voller Fernweh, die sich überraschenderweise ihren eigenen Weg bahnt.
„A Tourist’s Guide to Love“ Rachael Leigh Cook hat schon alles erlebt: Sie war der Star in einer ikonischen Highschool-Komödie („Eine wie keine“), spielte in peinlichen Werbefilmen („Spirit Halloween“) und wurde zur Hallmark-Weihnachtskönigin („Tis the Season to Be Merry“). Nun hat sie ihre sympathische Alltagsfrau-Persönlichkeit in den süßen Netflix-Film „A Tourist’s Guide for Love“ geschickt eingebaut.
Ja, „made-for-Netflix“ ist eine eigene Kategorie. Während „The Irishman“ als Netflix-Original gilt, unterscheidet sich „made-for-Netflix“ von den Massenproduktionen wie „Falling for Christmas“ und dem beruhigenden Hintergrundgeräusch von „Murder Mystery 2“. Es handelt sich um eine qualitative Skala innerhalb des vielfältigen Angebots des Streaming-Riesen, und Cooks neuester Film „A Tourist’s Guide to Love“ fühlt sich wie eine Adaption eines süßen, viralen BookTok-Romantikromans an – auf bestmögliche Weise.
Cook spielt die zielstrebige Karrierefrau Amanda aus Los Angeles, die nach Vietnam geschickt wird, um undercover herauszufinden, ob das Reiseunternehmen, das sie engagiert hat, übernommen werden soll. Kurz bevor sie in den Traumurlaub startet, erhält Amanda eine unschöne Nachricht: Ihr berechenbarer und praktisch veranlagter Freund (Ben Feldman) legt ihre Beziehung auf Eis, während er nach Ohio umzieht. Schlimmer noch? Er macht ihr keinen Heiratsantrag, wie sie es in ihrem perfekt geplanten Szenario erwartet hatte.
Da kommt der attraktive vietnamesische Reiseführer Sinh (Scott Ly) ins Spiel, und schon bald wirft Amanda ihre starren Regeln über Bord, genau wie ihr akribisch gepacktes Gepäck, das am Flughafen verloren geht. Und obwohl das vorhersehbar klingt, gehen andere Aspekte des Films ihren eigenen Weg. „A Tourist’s Guide to Love“ hätte leicht eine amerikanisierte, voyeuristische Qualität beim Einfangen der Schönheit Vietnams wählen oder sogar Sinhs Charakter als Einheimischen exotisieren können, der Amandas Lebensart begehrt und ihr im Gegenzug beibringt, lockerer zu werden.
Zum Glück ist „A Tourist’s Guide to Love“ klüger – und geschmackvoller – als das.
Während ihrer Reise unternimmt Amanda zwar einige „Eat, Pray, Love“-Erfahrungen – die schon allein wegen ihres hinterhältigen Grundes für den Urlaub, der die Übernahme von Sinhs Familienunternehmen beinhalten könnte, zum Scheitern verurteilt sind –, doch es ist Sinhs Begeisterung und Leidenschaft für die vietnamesische Kultur, die den Film verankert und nicht nur die aufkeimende Romanze der Charaktere. „A Tourist’s Guide to Love“ ist eine Anleitung, wie man sich in Abenteuer im Ausland verliebt, gespickt mit vietnamesischen Fakten und spirituellen Erkenntnissen.
In „A Tourist’s Guide to Love“ werden romantisches Ambiente und kulturelle Traditionen gekonnt miteinander verwoben; eine Szene auf einem Nachtmarkt zeigt beispielsweise, wie Sinh Amanda das richtige Feilschen beibringt, während er ihr verschmitzt Ratschläge gibt. Wenn der Verkäufer den Preis nicht senkt, war es eben nicht vorbestimmt, dass sie einen symbolischen Schal mit einem aufsteigenden Phönix erwirbt.
Natürlich gibt es hier und da Momente, bei denen man mit den Augen rollen möchte – der Tipp, beim Überqueren der Straße ohne Zebrastreifen immer vorwärts und niemals zurückzugehen, ist nur einer davon –, doch Sinhs Gelassenheit überträgt sich angenehm auf Amanda, die durch lokale Bräuche wichtige Lebenslektionen lernt. Wie Sinh ihr verdeutlicht, ist ihre Reise und die aufkeimende Romanze keine Liste von Sehenswürdigkeiten oder Beziehungsmeilensteinen, die abgehakt werden müssen, sondern das Zulassen der Spontaneität eines lebensverändernden Abenteuers.
Ein Liebesdreieck im dritten Akt wirft einen realistischen Schatten auf die abenteuerliche Romanze, als Amanda merkt, dass sie in ihrer „kleinen Ecke der Welt“ zu bequem und damit zu nachlässig geworden ist. Dies ist zwar eine Liebeskomödie, aber „made-for-Netflix“ und dennoch mit einer wichtigen Botschaft, die mehr Zuschauer hören sollten.
Eirene Tran Donohue schrieb das Drehbuch, während Cook gemeinsam mit Joel S. Rice für Muse Entertainment den Film produzierte. „A Tourist’s Guide to Love“ ist der erste US-Film, der fast ausschließlich in Vietnam gedreht wurde, und die erste internationale Produktion, die seit der globalen Pandemie in Vietnam gefilmt wurde. Diese gelungene Produktion spricht dafür, dass mehr Filme in Vietnam spielen sollten, was hoffentlich Netflixs internationale Präsenz ausweitet, genauso wie es Cooks romantische Wurzeln über den Hallmark Channel hinaus in unbekannte Gefilde führt.