Glyders – MARIA’S HUNT

Für diejenigen, die es nicht wissen, sind Glyders ein Duo, das 2014 in Chicago gegründet wurde. Die Verbrecherkumpanen Joshua Condon und Eliza Weber haben vor MARIA’S HUNT ein paar selbstveröffentlichte EPs herausgebracht. Sie definieren ihren eigenen Klang als maximalen minimalen Rock ’n‘ Roll, und wenn man ihre Diskografie hört, fällt es schwer, dem zu widersprechen. In erster Linie sind sie eine Lo-Fi-Rockband, die mit einfachen Mitteln Musik macht. Sie haben offensichtlich eine Vorliebe für staubige analoge Aufnahmen und arbeiten jenseits der Grenzen einer zwanghaften High-Fidelity. Das industrielle Studiokomplex hat keine Macht über sie. Aber trotz – oder besser gesagt, durch – ihrer klanglichen Armut, ist der Sound der Glyders eine Menge zu verarbeiten: üppig, überschwänglich, lebhaft. Ihr Rock ’n‘ Roll mag nicht das innovativste Ding auf dem Markt sein, aber ihre Rocksongs zielen auf Mark Bolan-ähnliche Größe und hohe psychedelische Skurrilität ab und ihre Balladen strahlen ein von der Straße müdes Outlaw-Spektakel aus. Pure Gitarrenfreude.

MARIA’S HUNT – Glyders‘ erste richtige LP, veröffentlicht von Drag City – ist ein seltenes psychedelisches Juwel. Es übertrifft alles, was zuvor im Glyders-Universum existiert hat, und das ist vom allerersten Moment an offensichtlich. ‚High Time‘ eröffnet in großem Stil: eine gespannte, einfache Gitarre dreht sich immer wieder im Kreis, während gebratene Schaltkreise im Vordergrund quietschen und piepen. Der Sound ist sowohl erhebend als auch spärlich. Es ist harter Kraut-Americana, eine bizarre Mischung, die mit alchemistischer Leichtigkeit zusammengehalten wird. Neu! und Steppenwolf und MC5 und etwas Dead Moon, heraufbeschwörend die elektrischen Klänge von Roadhouses im Schattenland. Der Soundtrack für mutierte Kreaturen, die in einer Augustnacht auf postindustriellen Wüstenautobahnen unterwegs sind.

Die stilistische Basis von MARIA’S HUNT ist dieselbe wie immer bei Glyders: minimal, aber maximal. Das Album bricht nicht das Gelübde der Glyders zur klanglichen Keuschheit. Fast-Nichts ist viel, viel mehr. Die Platte ist stolz analog und DIY. Es gibt hier und da ein paar Verzierungen über dem klassischen Gitarren-Bass-und-Drums-Gefüge, aber nie bis zu dem Punkt, dass es nicht mehr wie etwas klingt, das in einer Werkzeugschuppen in der Mitte von Nirgendwo aufgenommen wurde. Strukturell gesehen sind alle Songs einfach, hypnotisch und repetitiv. Genre-mäßig ist die Platte sauber in zwei Teile geteilt: Psych-Rock-Scheunenbrenner und verlassene Acid-Country-Balladen.

Das Album ist voll von magischen Momenten: der THC-Motorik von ‚Golden Hour‘ oder die sonnenverbrannte Ruhe von ‚Can’t Beat the Heat‘ oder das bezaubernde Call-and-Response-Doppelfeature ‚Shoreline‘ und ‚Shoreline (reprise)‘, mit seinem wahnsinnig glückseligen „what a time to be alive“, das durch die Songs hindurch wiederholt wird. Die Ausfälle sind gering und gehen in dem Gesamterlebnis des Albums unter. Namentlich beißen ‚Smooth Walker‘ und ‚Wrong Sometimes Sight‘ nicht zu oder verblüffen nicht wie der Rest, aber wenn das Album durch ist, bin ich immer noch froh, dass sie da sind.