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Killers of the Flower Moon – DiCaprio liefert seine beste Leistung für Scorseses bitteres Verbrechensepos

In Martin Scorseses „Killers of the Flower Moon“ geht es um die Morde an der Osage-Nation. Hier wird die mythische Weite von David Granns Buch gegen die Erzählung einer vergifteten Liebesgeschichte eingetauscht. Scorsese wollte vielleicht immer einen Western drehen, aber dieses oftmals spektakuläre amerikanische Epos über die mörderische Verschwörung gegen die Osage-Nation in den 1920er Jahren ist stärker und überzeugender, wenn es in eines der anderen Genres eintaucht, die im Laufe seiner dreieinhalbstündigen Laufzeit aufblitzen.

Zunächst handelt es sich dabei offensichtlich um ein Gangsterdrama in bester Tradition früherer Scorsese-Werke. Gerade als es so schien, als ob „The Irishman“ Scorseses letztes Wort in seinem Signature-Genre sein könnte, wurde er für einen weiteren Film voller brutaler Morde, bitterer Voiceovers und beißender Schlussfolgerungen über den korrupten Geist des amerikanischen Kapitalismus zurückgeholt. Die giftige Basslinie von Robbie Robertsons brillant anachronistischer Filmmusik lässt einen fast glauben, dass „Gimme Shelter“ es in die endgültige Fassung geschafft hätte.

Allerdings erweist sich die „Reign of Terror“ als unangenehm große Kulisse für Scorseses intimere Art von Krimi-Saga. Scorseses fokussierte Version berücksichtigt diese tektonischen Veränderungen in der Geschichte unseres Landes, aber nur nebenbei. Sein Hauptaugenmerk gilt dem sinisteren Drahtzieher und seinem Lieblingslaufhund, zwei durchtriebenen Gestalten, deren Verständnis von der neuen amerikanischen Landschaft darauf beschränkt ist, dass sie ihnen immer noch gehört.

Das wohl bekannteste Gesicht des Films, Leonardo DiCaprio, liefert in der Rolle des niederträchtigen Ernest Burkhart eine überzeugende Performance, die als die beste seiner gesamten Karriere gilt. Der frühere Matinee-Idol hat nie davor zurückgeschreckt, Unholde und Abschaum zu spielen, doch seine nuancierte und kompromisslose Darstellung des widerlichen Ernest Burkhart zeigt neue Facetten der Schauspielkunst des Darstellers, der für seine Eitelkeit bekannt ist.

Die Ermordung der Osage-Nation wird hier zu einer unheimlich greifbaren Metapher für die gierigen Ausbeutungsmechanismen der kapitalistischen Gesellschaft. Scorsese gelingt es, diese grausame Wirklichkeit in eine tragische und bittere Liebesgeschichte zu verwandeln, die ebenso faszinierend wie erschütternd ist.

„Killers of the Flower Moon“ bietet eine beeindruckende Charakterstudie über die Männer hinter dem Massaker und dient als düsteres Epos über die Abgründe des amerikanischen Kapitalismus.