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Somewhere Quiet – Ein psychologischer Thriller, der das Trauma missversteht

Im Film „Somewhere Quiet“ wird das Thema Trauma leider nicht laut genug behandelt. Regisseurin Olivia West Lloyd inszeniert einen psychologischen Thriller mit großartigem Konzept und einer eindrucksvollen Besetzung, doch das Potenzial wird nicht voll ausgeschöpft. Jennifer Kim spielt die Hauptrolle der Meg, eine Frau, die kürzlich einer Entführung entkommen ist und versucht, sich wieder in das normale Leben mit ihrem Ehemann Scott (Kentucker Adler) einzufinden.

Da Scott aus wohlhabendem Hause stammt, wurde Meg monatelang als Geisel gehalten, bis sie schließlich entkommen konnte. Scott glaubt, dass es gut für Meg wäre, sie in eine abgelegene Umgebung zurückzubringen, nämlich das alte Strandhaus seiner Familie. Doch plötzlich wird Meg in dieser angespannten Situation zur dritten Person, besonders in Anbetracht von Scotts anzüglicher Cousine Madeline (grandios gespielt von Marin Ireland).

Ist Meg einfach nur nervös oder versucht Scott, sie zu kontrollieren? Sind Madelines Flirts mit Scott und Meg von ihrer Faszination für Megs koreanische Herkunft geprägt? Scotts Familie hat gerahmte Fotografien von missionarischer Arbeit in Korea, und Scott schlafwandelt immer wieder dorthin, wo die Fotos stehen. Meg hat weiterhin Albträume, die Scotts Motive für ihre Isolation in Frage stellen, aber der rassische Aspekt wird nie vollständig behandelt, ebenso wenig wie Megs zunehmende Paranoia angesichts ihrer offensichtlichen posttraumatischen Belastungsstörung.

Ihre einzige Interaktion mit jemandem außerhalb von Scotts Familie erfolgt mit dem Hausmeister Joe (Micheál Neeson), der sie vor dem Betreten des Grundstücks warnt, bevor er erkennt, dass sie tatsächlich mit einem der Whitmans verheiratet ist, die den größten Teil des umliegenden Landes besitzen. Doch Meg kann selbst Joe nicht vertrauen, da ihre Verdächtigungen hinsichtlich Madelines wahrer Identität und Scotts möglicher Beteiligung an ihrer Entführung ihre Stabilität ins Wanken bringen.

Die Regisseurin Lloyd war Produktionsleiterin bei „Shirley“, der Biografie über Shirley Jackson mit Elizabeth Moss in der Hauptrolle. Der unabhängige Ansatz von „Weniger ist mehr“ im Horrorfilm ist auch in „Somewhere Quiet“ erkennbar, wenn Meg Hinweise findet, dass ihre Albträume in Wahrheit keine Träume sind. Doch der Film geht nicht tief genug auf die vielen fesselnden Themen ein, die im ersten Akt präsentiert werden. Stattdessen bleibt dem Publikum ein bequemes Finale à la „Lifetime Mystery of the Week“ übrig, das die vielschichtige Darstellung von Kolonialisierung, Wahn, Reichtum und dem Zerfall des Zuhauses inmitten von Trauma zu oberflächlich abschließt.