Die Khan-Schwestern sind nicht nur große Träumerinnen; sie sind vor allem große Macherinnen. Die britisch-pakistanischen Geschwister – einschließlich der ältesten Schwester Lena (Ritu Arya) und der jüngsten Schwester Ria (der aufstrebende Star Priya Kansara) – haben immer darum gekämpft, ihren eigenen Weg in der Welt zu gehen.
In ihrem ersten Spielfilm spinnt Nida Manzoor, die Schöpferin von „We Are Lady Parts“, einen überaus kreativen Coming-of-Age-Film, der sich mit Themen wie dem Kampf gegen das Patriarchat, dem Infragestellen femininer Erwartungen und vielem mehr auseinandersetzt. Im Mittelpunkt steht die beunruhigende Frage: Was passiert, wenn deine beste Freundin beschließt, ihren eigenen Lebensweg zu gehen?
Für Ria ist diese Frage von zentraler Bedeutung, da der plötzliche Verlust von Lenas Träumen und Passionen einen tiefen Eindruck auf sie hinterlässt. Ihr Leben war immer von ihren eigenen Ambitionen geprägt, doch nun muss Ria all ihre Stärken und Schwächen zusammennehmen, um ihre Schwester „zu retten“. Und vor welchem Weg will sie sie bewahren? Vor der Ehe. (Schock!)
Zu Beginn des Films ist Lena auf der Suche nach einem neuen Lebensweg, und auch Ria ist in einer ähnlichen Lage. Aber Rias Vorstellungskraft ist stark, und Manzoor mischt geschickt Realität und Fantasie. Bald müssen wir uns alle fragen: Was ist hier eigentlich echt?
Als die Khans zu einer schicken Eid-Party aufbrechen, ist Ria schockiert, ihre künstlerische Schwester in die Arme eines gutaussehenden Arztes (Akshay Khanna) fallen zu sehen. Die Dinge eskalieren, und bald sind Lena und Salim, oh Schreck, verlobt? Für Ria könnte nichts schlimmer sein, als ihre Schwester, die sich in die femininen Erwartungen einfügt, gegen die sie immer gekämpft haben. Doch vielleicht haben Rias scheinbar verrückte Befürchtungen – wie die, dass Salim und seine Mutter etwas wirklich Niederträchtiges im Schilde führen – Wurzeln in der Realität. Oder etwa nicht?
Manzoor, die auch das Drehbuch des Films schrieb, führt dieses Konzept zu wilden, ausgelassenen Enden. Eine Action-Komödie, die alles von „Sixteen Candles“ und „The Matrix“ bis zu „Ocean’s Twelve“ und „Everything Everywhere All at Once“ in einen Mixer wirft und sie zu völlig neuen Zwecken aufmixt. „Polite Society“ ist von Anfang bis Ende ein verrückter Spaß. Die wahre Magie? Sie liegt in der primären Zuneigung zwischen Geschwistern, der Liebe zwischen zwei Menschen, die einander besser kennen als jeder andere, und dann erkennen, dass selbst diese Liebe Grenzen hat.
Doch vielleicht hat sie das gar nicht! Denn obwohl Rias Überzeugung, dass mit Lenas und Salims Liebesaffäre etwas nicht stimmt, sie von fast jedem entfremdet, kann sie einfach nicht davon lassen – oder von ihrer Schwester. Große Lacher, flotte Schnitte und unglaubliche Kampfszenen empfehlen den Film, aber es ist die tiefgreifende Emotion in seinem Herzen, die ihn wirklich besonders macht.
Das, und natürlich zwei weibliche Hauptfiguren, die darauf aus sind zu träumen, zu handeln und Arsch zu treten – gemeinsam. Inspirierend und unterhaltsam zugleich, ist „Polite Society“ ein starkes Debüt von Manzoor und ein Aufruf zur Unterstützung einer ganz neuen Gruppe von Stars. Höflich? Selten. Pointiert? Wahrhaftig, und noch mehr.