Es ist fast unmöglich, dass Brian Cox in einem schlechten Film auftritt – denn selbst in seinen mittelmäßigen Werken liefert er immer eine beeindruckende Performance. In seiner neuesten Produktion „Prisoner’s Daughter“ ist er der strahlende Leuchtfeuer in einem ansonsten vorhersehbaren Familiendrama, das dank der bodenständigen Darbietungen von Cox, Ernie Hudson und dem aufstrebenden Kinderstar Christopher Convery Herz zeigt. Der Rest des Films lässt allerdings Raum für Verbesserungen.
Trotzdem gibt es weitere Genussmomente in diesem Endprodukt. Catherine Hardwicke („Twilight“, „Thirteen“) baut eine perfekt schaumige Kino-Universum auf, in dem „Prisoner’s Daughter“ und ihr kürzlicher Film „Mafia Mamma“ mit Toni Collette schön koexistieren und eine wilde Fahrt versprechen.
„Prisoner’s Daughter“, von Mark Bacci geschrieben und auf dem Toronto International Film Festival 2022 uraufgeführt, konzentriert sich auf den Kriminellen Max (Cox), der nach 12 Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen wird. Nicht jedoch auf Bewährung, sondern durch eine andere lebenslange Verurteilung: Er hat nur noch fünf Monate zu leben, dank einer brutalen Krebsdiagnose.
Max zieht bei seiner entfremdeten Tochter Maxine (Kate Beckinsale) und ihrem Sohn im Mittelschulalter, Ezra (Convery), ein. Es entsteht eine bezaubernde Beziehung zwischen Max und Ezra, während sie gemeinsam das Boxen entdecken und Schulhofschikanen trotzen, die sich über Ezras Epilepsie lustig machen. Die Chemie zwischen Cox und Convery ist der Dreh- und Angelpunkt des Films; Szenen mit Beckinsale und Cox sind weniger stimmig, während Sequenzen nur mit Beckinsale durchaus ihren eigenen Charme haben.
Im Grunde ist es schwer, mit Cox‘ schauspielerischer Leistung, besonders nach seinem Erfolg in „Succession“, mitzuhalten. Und dennoch stiehlt Convery die Show.
In der Traumbesetzung jeder Millennial spielt Tyson Ritter der All-American Rejects (und mit einer beachtlichen Schauspielkarriere, die mit „The House Bunny“ begann) Ezras unfähigen Vater Tyler, der besser im Trommeln und Drogen nehmen ist als im Vatersein. Der zentrale Konflikt – welcher zu spät in das Drehbuch eintritt – ist zwischen Tyler und Max, die darum kämpfen, wer der richtige männliche Einfluss für Ezra sein sollte.
Ernie Hudson, als Maxs Vertrauter, Boxstudio-Besitzer und später Ezras Mentor, zeigt, warum die ältere Generation auf der Leinwand einfach bessere Schauspieler sind. „Castle“ und „This Is Us“ Schauspieler Jon Huertas hat einen bemerkenswerten Auftritt, aber es sind Hudson und Cox, die ihre Kollegen mit ihren mühelosen Darbietungen übertreffen. Cox trägt eine Fedora, setzt modische Sonnenbrillen auf und entkommt charmant aus Handschellen in einer späteren Verwechslung.
„Prisoner’s Daughter“ taucht nicht so tief in die Vater-Tochter-Beziehung ein, wie der Titel verspricht, und Maxine ist auch nicht die Hauptfigur dieser Geschichte. Es ist schwierig zu bestimmen, ob dies auf die Handlung selbst zurückzuführen ist, oder ob das Publikum einfach instinktiv mehr auf den charismatischen Cox als auf Beckinsales solide, aber nicht ganz einprägsame Performance achtet.
Bei einem besonders emotionalen Austausch, bei dem Maxine ihren Vater konfrontiert, weil er sie bei einer missbräuchlichen alkoholkranken und suizidgefährdeten Mutter zurückgelassen hat, stolpert Beckinsale, während Cox ganze Absätze mit einem einzigen Blick darstellen kann. Auch wenn das Ende des Films übereilt wirkt, gehen die Opfer, die Max bringt, nicht unbemerkt. Schade nur, dass dieser Film wahrscheinlich in Vergessenheit geraten wird.