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Pretty Baby: Brooke Shields – Ein seltsam zerbrochenes Porträt

Lana Wilsons zweiteilige Dokumentation „Pretty Baby: Brooke Shields“ bringt uns näher an die bewegte Vergangenheit und Gegenwart des einstigen Kinderstars und lässt uns zugleich mit einem Gefühl der Unvollständigkeit zurück.

In der ersten Hälfte der Dokumentation erzählt Shields über ihre Zeit an der Princeton University und ihren Versuch, ihre Autobiographie „On Your Own“ zu verfassen. Sie beschreibt, wie sie das Buch sowohl ehrlich als auch praktisch gestalten wollte, nur um zu erleben, dass die Verleger es in ein seichtes Werk überfluten (Beinstulpen sind cool!) und ihre Jungfräulichkeit zu einem Skandal aufblähen. Dieser Moment, der dazu führte, dass ihre Stimme nicht gehört wurde, war weder der erste noch der letzte dieser Art in ihrem Leben.

Während die erste Hälfte der Dokumentation sich hauptsächlich ihrer Kindheit und Jugend widmet, fühlt es sich dennoch so an, als würde ein wichtiges Stück des Puzzles fehlen. Shields offenbart viel, doch viele der größeren Fragen ihres Lebens bleiben unbeantwortet. Es bleibt ein Gefühl der Unvollständigkeit, ein zerbrochenes Porträt, das das Publikum unbefriedigt zurücklässt.

Die zweite Hälfte kommt mit weiteren aufsehenerregenden Enthüllungen, darunter Geschichten über eine angebliche Vergewaltigung durch einen namenlosen Hollywood-Mogul, die wahre Geschichte hinter ihrer Beziehung zu Michael Jackson und ihre Beziehung zu Andre Agassi, die durch ihre Auftritte in „Friends“ auf die Probe gestellt wurde. Trotz dieser Fülle an Informationen bleibt der Zuschauer mit einem Gefühl der Unzufriedenheit zurück.

Schaut man sich die frühen Interviews von Shields an, die ihre Modelkarriere schon als Säugling begann, kann man nicht anders, als schockiert zu sein, wie sie behandelt wurde. Sie war fast immer ein Objekt, wurde ständig für ihr Aussehen gelobt und als nichts anderes wahrgenommen. Wie eine Expertin es beschreibt, war Shields eine „nukleare Version“ dessen, was es bedeutet, nach dem Aussehen beurteilt zu werden.

Die Dokumentation zeigt eindringlich, wie kompliziert das Leben des einstigen Kinderstars war. Insbesondere ihre Beziehung zu ihrer Mutter Teri, die ihre Karriere maßgeblich beeinflusste und gestaltete, wird beleuchtet. Shields betont, dass ihre Beziehung zu Teri zwar emotional missbräuchlich, aber nicht physisch missbräuchlich war. Doch sie kämpft immer noch damit, die Frage zu beantworten, warum es so war.

Die Dokumentation zeichnet die entscheidenden Momente in Shields‘ Leben nach – von ihrer berüchtigten Calvin Klein Jeans Kampagne, über ihre Flucht nach Princeton, bis hin zu ihrem Kampf für andere Frauen, die unter postnataler Depression leiden. Doch oft wird der notwendige Kontext vernachlässigt. Wilson streut kurze Überlegungen zur Frauenbewegung und zur Kommodifizierung von Schönheit ein, doch diese sind nur oberflächlich.

Die Auswahl an Interviewpartnern ist zwar interessant, darunter Kultur-Experten wie Karina Longworth und Scaachi Koul, sowie berühmte Freunde wie Laura Linney, Lionel Richie und Drew Barrymore, doch selbst diese Zusammenstellung wirkt, wie der Film selbst, irgendwie unvollständig.

Zum Schluss nimmt uns Shields mit in ihr Privatleben zu ihrem Ehemann Chris Henchy und ihren beiden Töchtern. Ihre jüngste Tochter strebt ebenfalls eine Modelkarriere an, was Shields mit Sorge, aber auch mit Unterstützung für die Träume ihrer Tochter kommentiert.

Die Dokumentation „Pretty Baby: Brooke Shields“ lässt trotz all ihrer Offenheit Fragen offen und stellt das Publikum vor ein unvollständiges Puzzle. Es bleibt das Gefühl, dass Shields auch heute noch ihre eigenen Grenzen zieht, um mit ihrer Vergangenheit zurechtzukommen.