In „Fremont“ erzählt der Regisseur Babak Jalali die Geschichte von Donya, einer jungen Dolmetscherin für amerikanische Truppen in Kabul, die nun in Fremont, Kalifornien, lebt, umgeben von anderen afghanischen Immigranten. Trotz dieser Gemeinschaft bleibt Donya einsam, ihre Nächte verbringt sie in gedämpften Gesprächen mit Nachbarn wie Suleyman und Salim.
Die Arbeit in einer von Chinesen geführten Glückskeksfabrik bildet einen Kontrast zu ihrem nächtlichen Leben. Hier druckt Donya kryptische Botschaften aus, die andere später für sich selbst übersetzen werden. Eine passende Tätigkeit für eine junge Frau, die sich trotz ihrer Sprachkenntnisse oft nicht im Einklang mit der Welt um sie herum fühlt.
In einem Portrait, das in Schwarz-Weiß und mit trockenem Humor an Jarmusch erinnert, gelingt es Jalali, eine Welt zu schaffen, die ihre Fremdartigkeit und ihren Alltag gleichermaßen merkwürdig erscheinen lässt. Die Anwesenheit von Menschen, die ihre Muttersprache sprechen, bringt Donya dazu, sich zu fragen, ob sie es verdient hat, über Liebe nachzudenken, während in Kabul immer noch Menschen sterben.
In seinem epigrammatischen Drehbuch, das er zusammen mit Carolina Cavalli schrieb, lässt Jalali fast jeden Charakter die Einsamkeit auf seine Weise reflektieren. Donya bleibt dabei gefangen zwischen einer Vergangenheit, die sie nicht hinter sich lassen kann, und einer Zukunft, die sie noch nicht beginnen möchte. Anaita Wali Zada, selbst eine afghanische Flüchtlingin und Erstlingsdarstellerin, verleiht Donya eine Ausdruckslosigkeit, die sowohl ihre Willensstärke als auch ihre Erschöpfung zum Ausdruck bringt.
„Fremont“ ist ein Film, der in seiner Eigenart mit einer Vielzahl von Sundance-Tropen spielt, ohne dabei aufgesetzt zu wirken. Die Exzentrizität des Films und seiner Charaktere erweist sich als charmant, und in der Mitte all dieser Unvorhersehbarkeiten stechen vor allem die kleinen Geheimnisse hervor, die jeder von ihnen verbirgt.
In den letzten 15 Minuten des Films taucht Jeremy Allen White auf, der die Rolle eines Mechanikers spielt, den Donya während eines Zwischenstopps in der Mitte von Nirgendwo trifft. In einem kurzen, aber eindrucksvollen Auftritt, vereint er das Ethos von Jalalis Film und bringt diese Geschichte der Entwurzelung zu einem Abschluss, der das Ganze größer als die Summe seiner Teile wirken lässt.
„Fremont“ ist eine stille, aber dennoch eindrucksvolle Erzählung von Entwurzelung und Heimfinden, verpackt in eine leichtfüßige, charmante Komödie. Der Film zeigt auf, dass Amerika voller verschiedenster Menschen ist und manchmal nur eine einzige Person, die Ihre Sprache spricht, ausreicht, um einen fremden Ort zu einem neuen Zuhause zu machen.