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Ben Chasny & Rick Tomlinson – WAVES

Wie es scheint, dürfen wir uns doch an schönen Dingen erfreuen. Um dies zu beweisen, haben Ben Chasny und Rick Tomlinson dieses herzzerreißend angenehme Angebot an zerbrechlicher, wehmütiger Gitarrenarbeit vorgelegt. Das treffend betitelte Album Waves ist genau das: ein zartes, sprudelndes Bächlein aus sich verflechtenden Saiten, das ohne Eile zu einem entfernten und fremden Meer fließt. Obwohl es keineswegs eine radikale Abkehr vom bisherigen Repertoire der Komponisten darstellt, liegt es doch deutlich am spärlicheren Ende von Chasnys Spektrum. Stellen Sie sich Six Organs of Admittance vor, bei denen 90% der Teile entfernt wurden. Ob improvisiert oder zumindest schnell komponiert, die sechs Tracks verschmelzen auf traumhafte Weise miteinander, ihre inhärente Einfachheit wird durch die Schönheit ihrer Darbietung getragen.

Schweifende Zupftöne und lässige Strums wechseln sich zwischen den Spielern ab, bevor sie in tranceähnlichen Arpeggien zur Ruhe kommen, lange Passagen, in denen die einzige wahrnehmbare Veränderung die leichten Variationen einer beharrlich gezupften Saite sind. Es sind diese subtilen, sich herausbildenden Abweichungen, die Stücke wie das neunminütige ‚Wait For Low Tide‘ so verlockend machen, ein Werk, das mehr mit der zwanglosen Erkundung eines festgelegten Klanghorizonts als mit Struktur oder Song zu tun hat.

Es ist alles sehr liebenswert, und lehnt an die abstrakteren Elemente der britischen Folk-Tradition sowie an die avantgardistischen Stile von Tomlinsons Soloarbeit, eine minimalistische Flut von gezupften Saiten und zyklischen Rhythmen. Nur der fünfte Track, ‚Paths of Ocean Currents and Wind Belts‘, bricht in dieser Hinsicht aus dem Muster aus, eine sanfte, trällernde Drone, die den ohnehin gelassenen Ton des gesamten Albums perfekt ausbalanciert.

Waves stellt ein etwas belebendes Hörerlebnis dar, ein Album, dessen Stärke in der Subtilität und dem Nachdenklichen liegt. Wenn es manchmal so klingt, als ob zwei Gitarristen es im Wohnzimmer ausprobieren (was es wohl in Fairness auch ist), so ist ein solcher Mangel an Pretention charmant. ‚Ambient‘ ist in den letzten Jahren ein ziemlich aufgeladener Begriff geworden, aber dieses ist ein Album, das stark auf Ambiente setzt, kompositorisch vergleichbar mit der Art von Möbelmusik, die Erik Satie propagierte. Wenn Sie nach etwas suchen, das Sie packt, wird das wohl kaum der Fall sein. Waves bietet stattdessen ein sanftes Bad, eine subtile Immersion in die Tiefen.