Wie der Titel bereits andeutet, erkundet das neue Album von Jayne Dents Projekt Me Lost Me das Geschichtenerzählen und die Welterschaffung in Videospielen, indem es antike und moderne Elemente transponiert und Volksüberlieferungen und Futurismus miteinander verwebt. Sie besiedelt und imaginiert verschiedene Welten, andere Identitäten. An der Oberfläche spiegelt sich dies in der Verschmelzung ihrer süßen Volksstimme und des verarbeiteten elektronischen Klangs wider, doch wir sind nicht hier für einfache Dualitäten; RPG wimmelt vor Ideen, drängt gegen die poröse Grenze zwischen Alltagsleben und den mythologischen Räumen von Gaming und Folklore.
‚Real World‘ empfängt uns mit wortlosen, verzerrten Vokalschleifen und zwitschernden elektronischen Vögeln, die um Interviewausschnitte herumwirbeln, die von realen Momenten erzählen, die sich wie Videospiele anfühlten. Die Idee wird auf ‚Eye Witness‘ erweitert, das eine Vision von einer Schlägerei im verspiegelten Treppenhaus eines Nachtclubs präsentiert. Es gibt weder Wut noch Angst, nur eine amüsierte Faszination für das explodierte visuelle Spektakel, das es bietet.
‚Festive Day‘ beginnt mit Geige und Drohne. Das ambiente Nachhallen des antiken Raums verschwimmt in spärlicher moderner Produktion. Die Musik ist bemerkenswert auf dem gesamten Album, reich, elegant, geräumig und voller Überraschungen – obwohl die Stimme dazu neigt, das Rampenlicht zu stehlen. Der elementare Charme von ‚Mirie it is While Summer I Last‘, einem der ältesten Lieder in Englisch, ist schwer zu leugnen. Wir können seine Echos in ‚The Oldest Tree Holds The Earth‘ hören, einem mythischen Traum vom inneren Leben der Bäume, dem Einswerden mit dem Wald. Geschrieben, indem sie ein Blatt Papier stillschweigend mit Ditte Elly (einer Folk-Kollegin aus Newcastle mit dänischen Wurzeln) austauschten, während sie im Wald außerhalb von Aarhus saßen, ist die Art seiner Schöpfung fast wie die Kulisse eines der Lieder.
Jeder Track ist ein kleines Rollenspiel – oder vielleicht eine andere Ebene, vernetzt, aber diskret. Das Album schafft seinen eigenen unheimlichen Raum. Das symbolisch aufgeladene Cover zeigt eine Figur, einen Avatar in moderner Kleidung, der im Zentrum eines Venn-Diagramms von sich überschneidenden Territorien steht. Ein Synthesizer unter ihrem Arm, sie sprießt einen Baum für einen Kopf. Seine roten Beeren verraten ihn als Eberesche – ein Baum, bekannt als Portal, Reisebaum, Wächter gegen Hexen. RPG wirft einen mächtigen Zauber, findet aber Magie in der Kraft der Vorstellungskraft, nicht im Übernatürlichen. Es ist eine Feier der im Wesentlichen menschlichen Verspieltheit von Gaming, Geschichtenerzählen und Liedern. Im abschließenden Loblied auf die Kreativität, ‚Science and Art‘, löst sich jede Spur von Formalismus auf, während Dents sanfte Stimme und Handklatschen mit natürlicher Leichtigkeit durch eine leuchtende Wolke aus Klang bewegen, um den ewigen Funken anzubieten.