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Caterpillar – Eine Faszinierende Reise in die Psyche der Schönheitschirurgie

Die Filmemacherin Liza Mandelup, die bereits mit ihrer Dokumentation „Jawline“ aus dem Jahr 2019 den Aufstieg und Fall eines Teenie-Social-Media-Stars beleuchtete, zeigt mit ihrem zweiten Werk, „Caterpillar“, eine faszinierende Auseinandersetzung mit Selbstwahrnehmung und der Rolle, die Technologie dabei spielt. Ihre spezifische Marke des beunruhigenden Dokumentarfilms wirkt in der Internet-Ära besonders durchdringend, indem sie den Blick auf eine mysteriöse Firma lenkt, die experimentelle kosmetische Eingriffe anbietet.

Die „Caterpillar“, also die Raupe in diesem Film ist David Taylor, ein mittelalter schwuler Mann, der sich auf die riskante Reise begibt, seine Augenfarbe von Braun zu Blau-Grau zu ändern. David strahlt eine Verletzlichkeit aus, die durch seine maskuline Ausstrahlung nur schwer zu verbergen ist. Er spricht kurz über seine schmerzhafte Kindheitserfahrung, als er beobachtete, wie hellhäutige Familienmitglieder bevorzugt behandelt wurden, doch das ist die einzige Diskussion über Rasse im Film.

David entdeckt durch eine Reihe von leidenschaftlichen YouTube-Testimonials ein Unternehmen namens BrightOcular, das eine schnelle und einfache Methode zur dauerhaften Veränderung der Augenfarbe verspricht. Da das Verfahren nicht von der FDA genehmigt ist, betreibt das Unternehmen verschiedene Kliniken außerhalb der USA, hauptsächlich in Indien. David ist überglücklich, als seine Anfrage nach einer kostenlosen Behandlung im Austausch gegen ein Testimonial genehmigt wird, und macht schnell Pläne, nach Indien zu reisen.

Von diesem persönlichen Fundament aus lässt der Film den Zuschauer auf die belebten Straßen von Delhi eintauchen, wo David stolz sein lachsfarbenes Kurta trägt und sich auf sein neues Leben vorbereitet. Erstaunlicherweise gelang es Mandelup und ihrer Crew, vollen Zugang zu den Einrichtungen und dem Aufnahmeverfahren von BrightOcular zu erhalten, sogar das Innere des Operationssaals wurde gefilmt.

Zurück in den USA, ist David trotz einer Farbverwechslung bei der Operation begeistert von seinen neuen Augen. Seine Begeisterung ist so rein und authentisch, dass es unmöglich ist, die Zweifel zu unterdrücken, wenn er Dinge sagt wie: „Ich bin ein brandneuer Mensch, und ich fange gerade erst an.“

Im letzten Akt des Films muss David jedoch der Tatsache ins Auge sehen, dass die Implantate nicht dauerhaft sein können, wenn er sein Augenlicht behalten will. Obwohl er widerwillig und enttäuscht ist, scheint sein neues Leben ihm den Schwung gegeben zu haben, die Veränderung zu vollziehen, die er brauchte, um glücklich zu sein.

„Caterpillar“ ist ein balancierter Spagat zwischen einem rätselhaften Portrait von David und einem spannenden journalistischen Thriller über ein gefährliches kosmetisches Verfahren auf dem Graumarkt. Der Film wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet, und obwohl das Thema sicherlich einzigartig ist, folgt es einer recht simplen Erzählstruktur. Während David selbst ein angenehm charmanter Erzähler ist, wäre der Film vielleicht noch tiefsinniger gewesen, hätte man ihn zu etwas tieferer Selbstreflexion gedrängt. Vielleicht sind die Augen doch nicht das Fenster zur Seele.

Die Dokumentation endet mit der Erkenntnis, dass äußerliche Veränderungen nicht unbedingt innere Befriedigung bringen. Wie David lernen wir, dass Schönheit und Selbstwertgefühl mehr als nur Hauttief sind, und dass das Streben nach dem „perfekten“ Aussehen oft mit unerwarteten Kosten verbunden ist.

„Caterpillar“ liefert eine eindringliche und aufschlussreiche Betrachtung der menschlichen Selbstwahrnehmung und der Auswirkungen moderner Technologie auf das Streben nach Schönheit. Es ist ein Film, der nach dem Abspann noch lange im Gedächtnis bleibt und zum Nachdenken anregt. Eine lohnende Betrachtung für jeden, der sich für die vielschichtige Dynamik zwischen Technologie, Schönheitsidealen und Selbstbild interessiert.