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Kristen Roos – UNIVERSAL SYNTHESIZER INTERFACE VOLUME II

Kristen Roos schafft aus den Einschränkungen der Vintage-Technologie weitreichende musikalische Netzwerke. Die jüngsten Werke des in Vancouver ansässigen Komponisten basieren auf frühen algorithmischen Programmen, mit denen er seine weitläufigen Muster formt. Auf „Universal Synthesizer Interface Volume II“ arbeitet er mit Laurie Spiegels „Music Mouse“ und Frank Baldes „Diablo“, indem er die Strenge und Struktur seiner sich wiederholenden Phrasen mit einer weit aufgerissenen Neugier ausbalanciert.

„Universal Synthesizer Interface Volume II“ fungiert als Begleiter zu „Universal Synthesizer Interface Volume I“ aus dem Jahr 2021, das eine Reihe von Experimenten mit einigen Vintage-MIDI-Softwareprogrammen bot und die verschiedenen Klänge erforschte, die er damit erzeugen konnte. Mit Volume II kreiert Roos eine Feier und Ode an Spiegel und Balde – keine Überraschung, wenn man bedenkt, dass „Music Mouse“ und „Diablo“ zu seinen Lieblingsprogrammen zum Tüfteln geworden sind. Aber während das Album als Hommage an zwei musikalische Titanen fungiert und seine Ableitungen offensichtlich sind, bieten Roos’ sorgfältig gewebte Texturen, die aus kontrastierenden Klängen aufgebaut sind, einen hypnotischen Einblick in die Möglichkeiten, die noch mit Vintage-Technologie bestehen.

Roos‘ Stücke entwickeln sich aus einer einfachen, kurzen Melodie, die ihren Motor anwirft und bei jeder Wiederholung mehr Passagiere aufnimmt, sich in expansive Flächen oder punktuelle Netze erstreckt. Das weitläufige ‚Diablo II‘ wächst von einem flotten Rhythmus zu einem fesselnden Mix aus stakkatohaften Pulsen und schwebenden, federleichten Beats, und obwohl diese Texturen kontrastieren, fügen sie sich dennoch nahtlos zusammen und bewegen sich mit Leichtigkeit und Präzision. An anderer Stelle tauscht Roos schnelle, wirbelnde Riffs gegen Klarheit. Bei ‚Music Mouse II‘ entscheidet er sich für langsamere und rundere Beats und reichlich Pausen, die er ausfüllt wie ein langsam Form annehmendes Puzzle. Hier prallen Roos‘ Melodien eher aufeinander und kollidieren zu einer Masse stacheliger Texturen, anstatt mit weiten Strichen zu umhüllen.

Roos entscheidet sich dafür, Technologie zur Erstellung komplexer Raster zu nutzen, aber selbst in den komplexesten Momenten der Musik findet er ein Gefühl von Leichtigkeit und Luftigkeit. Auf ‚Music Mouse I‘ fühlt es sich an, als würden seine Muster tänzeln, hüpfend durch eine Wiese aus üppigem Klang; auf ‚Diablo IV‘ wackeln seine glockenähnlichen Klänge und purzeln heraus, ohne jemals den Boden zu erreichen. Obwohl die Programme, mit denen er experimentiert, Einschränkungen haben und die Musik, die er macht, Exaktheit erfordert, zeigt Roos auch ihre Spielfreude. Seine Musik geht über die bloßen Grundlagen dieser Technologie hinaus – sie bringt den Geist in ihr zum Vorschein und fängt das Staunen ein, das mit dem Ausprobieren von Neuem einhergeht, auch wenn es sich um ein altes Programm handelt.