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Omen – Faszinierende Einblicke in einen kulturellen Schmelztiegel, begleitet von übersinnlichen Begebenheiten

Eines der zahllosen Tragödien, die aus dem jahrzehntelangen Konflikt in der Demokratischen Republik Kongo resultieren, ist die Erstickung jeglicher nationaler Kinokultur. Infolgedessen ist „Omen“, das Spielfilmdebüt des Musikers Baloji, der sich zum Filmemacher entwickelt hat, eine Koproduktion aus Belgien, den Niederlanden und dem Kongo. Der Film liefert eine tiefgründige Darstellung kongolesischer Bräuche und Familiendynamiken, wobei er jedoch stets seine europäische Perspektive in den Vordergrund stellt. Dies führt zu einer faszinierend ambivalenten Auseinandersetzung mit Balojis Heimatland und beleuchtet komplexe kongolesische Glaubenssysteme und deren Beziehung zu patriarchal bedingten Traumata.

Baloji nähert sich seinem Material mit Klarheit und Komplexität: Der Film ist in vier Kapitel unterteilt, jedes benannt nach seinem jeweiligen Protagonisten, die aber auch narrative Schnittpunkte mit den anderen drei aufweisen. Anfangs steht Koffi (Marc Zinga), ein in Lubumbashi geborener Kongolese mit belgischen Wurzeln, im Zentrum, der nach 18 Jahren nervös in seine Heimat zurückkehrt, um seine schwangere, weiße Verlobte Alice (Lucie Debay) seiner Familie vorzustellen. Schon hier werden die Vorzeichen düster: Koffis Mutter Mujila deutet in einem Telefonat an, dass er im Haus nicht willkommen ist; kurz darauf hat er einen epileptischen Anfall.

Bei ihrer Ankunft im Familienhaus werden Koffi und Alice mit einer erwartbar frostigen Begrüßung konfrontiert, die bald in Hysterie umschlägt, als Koffi beim sanften Wiegen des Babys einer seiner Schwestern Nasenbluten bekommt und unfreiwillig ein paar Tropfen Blut auf die Wange des Säuglings fallen lässt. Vorwürfe des Teufelswerks werden laut.

Im weiteren Verlauf vertiefen die nachfolgenden Kapitel diese Melancholie. In einem Abschnitt, der Mujila (Yves-Marina Gnahoua) gewidmet ist, werden traurige Geheimnisse gelüftet und die Trauer, die aus emotionaler Unterdrückung und dem Mangel an körperlicher Selbstbestimmung in ihrer Jugend resultiert, ausgegraben.

Trotz der überwiegend melancholischen Stimmung, mangelt es dem Film nicht an Humor und narrativer Dynamik. Besonders bemerkenswert ist hier das zweite Kapitel, betitelt „Paco“. Darin wird ein jugendlicher Antibiotika-Händler (gespielt von Marcel Otete Kabeya) eingeführt, der mit dem Tod seiner jungen Schwester Maya zu kämpfen hat.

Balojis filmische Darstellung kongolesischer Geschichte ist absichtlich andeutungsreich; sein Stil ist eher intuitiv als analytisch. In jedem Fall sollte es nicht mit Mangel an Tiefgründigkeit verwechselt werden. Sein Talent, wie Vorstellungen von Hexerei als Deckmantel für Traumata dienen können, gepaart mit seinem ausgeprägten Auge für Kostüme, Beleuchtung und Bildkomposition, machen „Omen“ zu einem visuell beeindruckenden, tief empathischen und unvergesslichen Debüt.

Für Fans der kongolesischen Popmusik ist das abschließende Lied ein besonderes Highlight: „Kinsiona“, geschrieben von der nationalen Legende Franco Luambo und hier gecovert von Malage de Lugendo. Es ist ein subtiler Nachhall von Pacos herzzerreißendem Verlust und ein letzter Beweis, falls nötig, für Balojis sensibles Gespür für Details.