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Spektral Quartet, Julia Holter, Alex Temple -BEHIND THE WALLPAPER 

BEHIND THE WALLPAPER: Ein traumhaftes und doch modernes Werk des Komponisten Alex Temple über Veränderung. Inspiriert von ihrer eigenen Transition hat sie eine erzählerische Geschichte geschaffen, die so bizarr wie schön ist und sie durch die Zusammenarbeit mit dem Spektral Quartet und Julia Holter umgesetzt.

Mit Ausnahme einiger gefundener Klänge und eigenartiger perkussiver Details stellt das Spektral Quartet aus Chicago die einzige Instrumentierung auf dem Album zur Verfügung. „BEHIND THE WALLPAPER“ folgt keiner festen Liedstruktur, und die Beiträge des Quartetts nehmen in dem Werk mehrdimensionale Charaktere an: von zitternden Rhythmen über verspielte Pizzicatos bis hin zu scharfen, schneidenden Dissonanzen. Es ist gleichermaßen filmisch, romantisch und beängstigend und essentiell für den Aufbau der Welt um Temples Geschichte.

Obwohl das Instrumentarium des Spektral Quartetts dicht und lebendig sein kann, scheut „BEHIND THE WALLPAPER“ nicht davor zurück, alles zurückzuziehen und Minimalismus zu umarmen, um Holters Stimme von einem einzigen Streichinstrument begleiten zu lassen, um unverstärkt zu singen und um die weiche, rauschige Stille für Sekunden auszudehnen.

Als Künstlerin, die in vielen verschiedenen Genres zusammengearbeitet hat, ist Holter eine perfekte Sängerin für das Projekt. Ihre Stimme ist unverwechselbar, sofort erkennbar und doch, als überzeugende Anspielung darauf, dass sie ihre Stimme einer anderen Geschichte leiht, in ihrer Phrasierung und Betonung gemessener als in ihrer eigenen Arbeit. Holter übernimmt die Rolle einer Erzählerin, die die Geschichte eines Hauptcharakters namens „you“ erzählt und den Hörer einlädt, sich seinen Platz in der lebhaft seltsamen Geschichte vorzustellen.

Die Texte wechseln im Verlauf des Albums von Surrealem (ganze Fische, die aus deinem Mund strömen, und das Meer, das dein Wohnzimmer überschwemmt) zu greifbar Alltäglichem (die Menschen, die in einem Bus mitfahren). „Joline“, das herausragende Stück des Albums, erschafft eine Szenerie eines Fantasy-Horrorfilms, mit einem mystischen Wald und einem Haus, das neue Wände produziert und seinen Besuchern Gewalt antut. Der Song stürzt sich durch verschiedene Bewegungen, von knarzendem Holz über fröhliche Rhythmen bis hin zu einem hin- und herpendelnden Missklang. Das Ende des Songs fühlt sich an wie das Durchqueren einer anderen Ebene, aber die Emotionen, die dabei entstehen, sind mehrdeutiger Natur als eindeutig.

„BEHIND THE WALLPAPER“ hat das Gefühl einer Metamorphose – etwas Neues und Schönes, das aus einem schmerzhaften Prozess hervorgeht. Es soll nicht die persönliche Geschichte von Temple minimieren, wenn man darauf hinweist, dass das Thema weite Resonanz finden wird; die Texte sind abstrakt, aber sie werden sich vertraut anfühlen für jeden, der eine schwierige Veränderung in seinem Leben durchgemacht hat. Tatsächlich ist es ein passender Soundtrack für das Gefühl, keine feste Verankerung zu haben.