Die britische Band Squid präsentiert mit „O Monolith“ ihr mit Spannung erwartetes Nachfolgealbum zu ihrem Debütwerk „Bright Green Field“ aus dem Jahr 2021. Die Bandmitglieder Ollie Judge und Anton Pearson beschreiben das Album als eine Verbindung zwischen Gegenwart und Folkgeschichte. Sie haben bewusst darauf geachtet, dass die Dinge rund um dieses Album nicht zu viel Sinn ergeben. Der Begriff „Monolith“ hat für sie eine Vielzahl von Bedeutungen, die sowohl auf alte als auch moderne Zusammenhänge hindeuten.
Beim Hören von „O Monolith“ wird sofort deutlich, dass Squid ihren musikalischen Horizont erweitert haben. Während ihr gefeiertes Debütwerk noch stark in ihrer unmittelbaren Umgebung verwurzelt schien, präsentieren sich die acht Songs auf diesem Album als vielseitigere und abenteuerlichere Werke. Sowohl im Titel als auch in der Klangfarbe lässt sich ein Bezug zu Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ herstellen.
Die musikalische Weiterentwicklung von Squid zeigt sich in verstärkten Synthesizer- und Blechbläser-Einlagen, die insbesondere in den epischen Schlussstücken „Undergrowth“ und „After The Flash“ beeindruckende Höhepunkte setzen. In „Siphon Song“ wird die Kubrick-Atmosphäre weiter verstärkt, wenn eine roboterhafte Präsenz die Führung übernimmt: „Meine zittrigen Hände am Morgen, wenn ich zurückgebeamt werde / Ich logge mich auf die Website ein / Wo eine zweidimensionale Flamme das Gebäude umgibt, in dem ich mich gerade befinde.“ Dieser Song ist zweifellos ein Highlight und erreicht mit einer aufregenden aufsteigenden Instrumentierung seinen Höhepunkt. Es fällt schwer, von den mitreißenden Höhen, die er zurücklässt, wieder herunterzukommen.
Schon in ihren frühen Tagen beeindruckte Squid mit ihren unkonventionellen Kompositionen und energiegeladenen Live-Auftritten, die in „Bright Green Field“ gipfelten. Beim Hören dieses Albums kann man die Begeisterung spüren, die von jedem Bandmitglied ausgeht, während sie sich durch die Arrangements schlängeln und ihre Neigung zur improvisatorischen Spielweise ausleben. Daher überrascht es nicht, dass der Großteil des Materials auf „O Monolith“ während einer Tour entstanden ist, die nur wenige Wochen nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums stattfand. Die Neugierde, welche Entwicklungen auf dieser Reise auf sie zukommen würden, ist ein fesselndes Element ihrer komplexen Kompositionen auf ihrem neuesten Werk. Eine der offensichtlichsten und faszinierendsten Entwicklungen in Squids musikalischer Stilistik ist die Raffinesse und Opulenz, die ihre facettenreichen Songs durchstrahlt.
Bei der Auseinandersetzung mit den Beziehungen zwischen Gegenwart und Folkgeschichte ließ sich Squid von verschiedenen Einflüssen inspirieren, darunter Jean-Honoré Fragonards Ölgemälde „The Swing“ von 1767 und Paul Wrights Film „Arcadia“ aus dem Jahr 2018 mit der Filmmusik von Adrian Utley von Portishead und Will Gregory von Goldfrapp. Auch das Interesse an den Geschichten des Landes, in dem sie leben, und ihre Abstraktion mit Hilfe von Literatur waren für die Band von großer Bedeutung, wie der gotisch angehauchte Song „Devil’s Den“ zeigt. Neben der akrobatischen Instrumentierung zeigt auch Sänger Ollie Judge eine viel entwickeltere und dynamischere Herangehensweise an seine Performances. „Undergrowth“ ist ein Beispiel dafür, wie er verschiedene Stimmungen verkörpert: leidenschaftlich, melancholisch, voller Bedauern. Die Vielseitigkeit seines Gesangs und die mühelose Verwandlung sind ein weiteres aufregendes Zeichen für zukünftige Veröffentlichungen von Squid.
In Zusammenarbeit mit Dan Carey ist es der Band erneut gelungen, etwas ebenso fesselndes, komplexes und auf seine eigene Art resonantes wie „Bright Green Field“ zu erschaffen. Obwohl immer noch Einflüsse der 1970er Jahre auf dem Album zu hören sind, scheint Squid sich auf mehreren Songs melodisch von Radiohead inspirieren lassen zu haben, insbesondere in der Verschmelzung von Gitarrenklängen und elektronischen Motiven in den kraftvollen Eröffnungsstücken „Swing (In A Dream)“ und „The Blades“. Auch die gleichzeitig ätherische und beunruhigende Stimmung von „Decks Dark“ spiegelt sich in „Siphon Song“ wider. In gewissem Maße harmoniert Squid auch mit ihren Zeitgenossen black midi in den ausgearbeiteten und explosiven Stücken „Devil’s Den“ und „Green Light“. Angesichts der Tatsache, dass Dan Carey auch das Debütalbum von black midi produziert hat, ist es natürlich, dass es gewisse Parallelen zwischen den beiden Bands gibt. In dieser Hinsicht bieten diese Referenzpunkte (insbesondere Radiohead) eine herzliche Einladung an alle, die sich bisher noch nicht mit Squid vertraut gemacht haben.
Die Erweiterung des Squid-Universums auf „O Monolith“ mit den leuchtenden Synthesizern und den Chorbegleitungen von Shards sind nur einige der Elemente, die den Hörer sofort in ihren Bann ziehen. Es ist immer interessant, die Perspektiven und Einblicke der Menschen hinter einem so explosiven und vielschichtigen Werk wie „O Monolith“ zu erfahren. Die Verbindung von Zeit, Ort, Bildern und Klängen auf diesem Album gibt dem Hörer viel zu verdauen und verspricht Spannung für die Zukunft von Squid.