“The Covenant”, früher unter dem Titel “The Interpreter” bekannt, ist Guy Ritchies unerwarteter Schritt in ein neues Genre. Nach 25 Jahren, in denen er sich auf actiongeladene Krimis wie „Snatch“, „RocknRolla“ und zuletzt „Operation Fortune“ spezialisierte, betritt er mit „The Covenant“ erstmals das dramatische Territorium. Dabei handelt es sich um einen Afghanistan-Kriegsfilm, der sich mit Pflicht und Schuld beschäftigt und auf der Beziehung zwischen einem amerikanischen Soldaten und seinem afghanischen Dolmetscher basiert. Obwohl die Handlung auf den ersten Blick nicht typisch „Ritchie-esque“ erscheint, bleibt sie doch seinem Stil treu, indem sie eine eindringliche Kriegsdramatik entwickelt, die den Zuschauer fragen lässt, warum er nicht schon früher ernstere Filme gemacht hat.
In “The Covenant” wird die Beziehung zwischen dem entschlossenen Sergeant John Kinley (Jake Gyllenhaal) und dem disziplinierten, aber ebenso eigensinnigen Ahmed (Dar Salim) beleuchtet. Beide Männer sind durch Wut und Verlust geprägt und geraten häufig aneinander. Während Kinley jedoch eine vollständige emotionale Entwicklung erfährt, bleibt Ahmeds Charakter in der zweiten Hälfte des Films etwas unterentwickelt. Diese unausgewogene Charakterentwicklung ist jedoch nur ein kleiner Makel in einem ansonsten beeindruckenden Film.
Ritchies Inszenierung von “The Covenant” bietet neben den spannungsgeladenen Auftritten von Gyllenhaal und Salim auch atemberaubende Actionszenen. Der irakischstämmige Salim bringt eine stille Wut und emotionale Tiefe in seine Rolle als Ahmed ein und macht die Figur trotz ihrer eingeschränkten Entwicklung auf der Leinwand lebendig. In den Actionszenen bedient sich Ritchie der filmischen Techniken, die er in seinen früheren Werken perfektionierte, und fängt die physische und emotionale Belastung der Charaktere gekonnt ein. Diese Szenen wirken wie ein gekonnter Mix aus Ritchies bisherigen Action- und Gangsterfilmen und erinnern dabei jedoch nie an deren augenzwinkernden Humor.
Die Kameraarbeit ist ein weiterer Höhepunkt von “The Covenant”. In den eindringlichen Nahaufnahmen und den schnellen Kamerafahrten wird die Intimität des Krieges eingefangen und eine emotionale Bindung zum Zuschauer hergestellt. Die Actionszenen sind von einer intensiven Geräuschkulisse geprägt, bei der Explosionen und Schüsse nur so an den Ohren vorbeizischen. Die beinahe surrealen Darstellungen von Gewalt und Kultur geben dem Film eine einzigartige Atmosphäre.
Trotzdem ist “The Covenant” nicht frei von Schwächen. So ist es beispielsweise schwierig, über die Reduzierung der afghanischen Bevölkerung auf die Rolle der Eindringlinge und deren Verbündeten hinwegzusehen. Dennoch gelingt es Ritchie, mit seinem Beitrag zum Genre neues Leben und Stil in die moderne Kriegsfilmästhetik zu bringen, die seit über einem Jahrzehnt kaum Veränderungen erfahren hat. Die stilistische Frische und das bombastische Spektakel des Films rechtfertigen durchaus, dass sein Name neben dem Titel erscheint.
Insgesamt ist “The Covenant” eine eindrucksvolle und ernstzunehmende Neuausrichtung für Guy Ritchie. Der Film bietet eine fesselnde, actionreiche Handlung, die den Zuschauer in den Bann zieht und bis zum Ende nicht mehr loslässt. Die hervorragenden Leistungen von Jake Gyllenhaal und Dar Salim tragen ebenso dazu bei, dass “The Covenant” zu einem unvergesslichen Kinoerlebnis wird.
Die filmische Darstellung von Krieg und Schuld wird auf eine Weise vermittelt, die sowohl spannend als auch tiefgründig ist. Die ethischen Fragen, die der Film aufwirft, regen zum Nachdenken an und geben Anlass, die Rolle Amerikas in diesem Konflikt zu hinterfragen. Obwohl “The Covenant” einige Schwächen aufweist, wie die ungleiche Charakterentwicklung und die Reduktion der afghanischen Bevölkerung, bleibt es dennoch ein bemerkenswertes Werk.
Guy Ritchie zeigt mit “The Covenant”, dass er mehr zu bieten hat als schnelle Action und humorvolle Gangsterfilme. Er beweist, dass er auch in der Lage ist, ein ernstes und eindringliches Kriegsdrama zu inszenieren, das sowohl auf emotionaler als auch auf visueller Ebene überzeugt. Für Fans des Regisseurs und Liebhaber des Kriegsfilmgenres ist “The Covenant” definitiv sehenswert und wird sicherlich für Diskussionen sorgen.